Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen,
kaum erlernte Bräuche nicht mehr zu üben,
Rosen, und andern eigens versprechenden Dingen
nicht die Bedeutung menschlicher Zukunft zu geben;
das, was man war in unendlich ängstlichen Händen,
nicht mehr zu sein,
und selbst den eigenen Namen
wegzulassen wie ein zerbrochenes Spielzeug.
Seltsam, die Wünsche nicht weiter zu wünschen.
Seltsam,
alles, was sich bezog, so lose im Raume flattern zu sehen.

Rainer Maria Rilke

die Kunstkarre am Wiener Volkstheater

Zwischen Mutters Blattgold und väterlicher Bachmusik aufgegangen am Bordstein Favoritens wie flüchtiger Löwenzahn. Doch auch Unkraut muss man lediglich nur gießen.

Als junger Erwachsener ins Leder eingezogen, Kafka gelesen, und auch sehr viel Glück gehabt. Eingetaucht in Hegels Philosophie, Form und Inhalt, Ich und die Welt, verschmolzen zum göttlichen Selbstbewusstsein. Seither das Leben schätzend, ein Pendel das am oberen Ende ruht, während es unten nicht still steht. Ein Zahnrad, welches in der Mitte verankert ist und zur selben Zeit an den Rändern die Welt bewegt.

Gegensätze und Widersprüche, deren Kampf und die Idee ihrer Befriedung, erhalten in mir das Feuer und ergeben langsam einen Prozess. Kaum ein Werk, das ich als abgeschlossen betrachte. Immer wieder ändere oder ergänze ich Aspekte. Sie pendeln und reifen mit mir. Manche richten sich kritisch gegen mich selber, gegen gefräßige Werbung die Glück verspricht wo keines zu finden ist, gegen unfairen Umgang mit Tieren und Pflanzen, den Verlust des Geistes im Objekt, gegen Aspekte der Kirche, den unverhältnismäßigen Kontrollstaat, die Gier. Die Angst und alles gleichzeitig.

Einzeln betrachtet sind meine Objekte wie zerrissene Fetzen. Es ist ihre Gesamtheit die ein Bild auf mich zurück wirft. Sie umgeben mich wie ein Spiegel, in dem sich der Löwenzahn betrachtet und erkennt, dass er vom Rost befallen ist; er sich mehr im egoistisch Bösem und der Gier verrannt hat, als die Buchsbäume und Rosen neben ihm. Tief verwurzelter Neid auf die goldenen Blumen. Die von klein auf Dünger empfangenden. Die nicht verpflanzten, immer gehegt, gepflegten.

Und an sonnigen Sonntagen an denen ich erste Anzeichen entdecke, dass auch ich langsam zur Pusteblume werde? Eine unscharfe Dankbarkeit dafür, dass ich für den Neid und das Schlechte in mir, nicht schärfer verurteilt bin.

Sie werden häufiger, diese Sonntage an denen ich dankbar bin für das Schöne das mich umgibt, für meine Frau und unsere Tiere mit ihren ruhigen Augen, glücklich über ein wenig Heu.

Tage an denen ich den Betonichklotz überwinde, erkenne, dass es nicht um mich geht. Ich werde ausgepustet werden und irgendwo fängt es von neuem an. Ohne Pfand, bekommst du dann die Eintritskarte zur Hochschau- und Geisterbahn. Pflanze dein Kornfeld ohne Hass, Neid und Gier. Du hast dann ein Ticket. Einfach so und ungewaschen. Nutz es ohne Selbstmitleid bis zum letztem Karrenzug.

rote Bar Wien

Mein Leben ist kein Sachbuch.
Es ist ein schwarz weiß Gedicht in das unablässig die Farbe der Sprache rinnt.

Ich suche versteckte Worte um sie noch besser zu verstecken.
Eines durch ein gleiches.
Versteckte sie im Turban der Sätze bis ich Wort geworden bin, das ich immer schon war.

Lese sie von vorne nach hinten, besonders die gut gekleideten, die aus der untersten Schublade, die oberflächlich vertieften.

Morgen vergrabe ich das Diffuse im Konkreten, danach geht er beruhigt zur Arbeit.
Seine Schreibmaschinen, denen er die Buchstaben gestoheln hat, vereisen nun für ein paar Stunden bis die Wolken wieder verschwunden sind.