Vor dem sich wandelnden Hintergrund steht ein unsichtbarer Türhüter. Nur feinfühligen Pusteblumen gewährt er Eintritt und solchen die bereit sind für die Metamorphose.
Niemand hat die Idee der Verwandlung so an die Spitze geschrieben wie Franz Kafka.
Blenden wir die Vereinzelung in Zeit und Raum aus und Alles wird Eins, wird Sprache in der Alles möglich ist, Alles was sein kann, Alles in dem ich lebe im Hintergrund.
Was zu sagen ist
das was bedeutet
das Wort
die Bedeutung des Wortes
das Wort das sich wandelt in Wort
das war, um zu sein
um zu werden
Alois Hergouth
Die Lüge
Wenn mich die Wahrheit in ihr Biotop lockt, öffne ich den Spamordner, denn die Lüge ist gerissen. Systemrelevant. Ich meine nicht meine persönliche. Diese Schublade ist für immer geschlossen.
Die einzige ehrliche Stunde ist die Morgenstunde. Der kurze Moment nach dem Erwachen, wenn draußen noch keine verrückten Affen vom Himmel fallen.
Sobald der erste Kaffee getrunken wird, wir den Regenschirm zur Hand nehmen und der Verkehr einsetzt, ist ihre Zeit gekommen. Unsichtbar wie Luft, wir atmen sie, leben von ihr. Der Garn im Stoff, wartet darauf zu reisen, das Karussell das wir fahren und die Schmerztablette danach. Ist nicht weiß wie Schnee sondern schwarz wie ein verkohlter Schutzengel der aus dem Kamin steigt und trügerisch verschwindet, wollige Wärme hinterlässt, sich später in unseren Lungen wiederfindet, dessen Staub in alle Winkel des Hauses kriecht. Der Rauchfangkehrer bekommt eine Münze und kurz danach einen Schlaganfall. Ihr Feind ist die Geduld. Der Kutscher nimmt lässig die Peitsche zur Hand bevor sein Rad bricht, das Pferd durchgeht auf das wir gesetzt haben. Die Feiertage und der Karneval sind ihre größten Momente. Unmaskiert, ehrlich zieht sie durch die Gassen. Tiere lügen nicht. Sie feiern aber auch kein Karneval. Ist die Seite, die sich nicht umblättern lässt, ein schwarzer Komet.
Gedankengewitter
Umsichtig streichelt der Wind über den Weizen. Manchmal, wenn sich irgendwo ein Schmetterling im Netz verfängt, ist es vorbei mit der Zärtlichkeit, dann liegt der Weizen geknickt am Boden. Die Amseln haben sich in dichten Bäumen versteckt, die Schwalben spielen ihr eigenes Spiel.
Unweit einer Aldi Filiale im Industriegebiet steht ein Storch, sein Name ist Erich, in einer vergifteten Wiese und beobachtet die Krise. Die Autobahn ist heute wieder komplett verstopft, der Himmel schaut bedrohlich aus. Limousinen stehen umher und finden ihre Wege nimmer mehr zum ausgestopften Paradiese. Orientierungslos fahren sie, wie ein nächtlicher Schwarm aufgescheuchter Tauben, zum ausgebuchten Sonnendeck. Die Gelassenen bleiben besonnen unter ihrem Blätterdach.
Faul liegen die Gedanken im Sommersumpf und werden von Stechmücken geplagt. Manche Wörter gehen langsam unter, andere legen Libelleneier aus denen stachelige Beistriche schlüpfen. Zu viel Mähen bringt Unglück. Das begreifen sie nicht. Kennen nur ihren Tastsinn und die Gier. Manche Jungkäfer greifen schnell nach dem Erfolg, sind aber zu unerfahren zum Wellenreiten. Andere werden erfolgreich alt. Ihre Wellen bestehen aus Subjekt, Objekt und Prädikat. Die Sonnenanbeterin glaubt an gar nichts, auch nicht an Wortsport, mag keine Turbulenzen.
In den Wolken ruht die modische Wut im NKD Sackerl. Leise fängt sie an aufs Dach zu klopfen. Die Seen sind ausgetrocknet, die Seelen überflutet mit Blütenstaub, die Briefkästen mit Kerkermaterial. Der Wind kämmt die Ordnung durch die Brennnesseln. Tausendfüßler sind Nichtschwimmer, verkriechen sich tief im Geruch des anschwellenden Orchesters, tauschen ihren Platz mit Schnecken ohne dritter Haut. Atme tief den Himmel im Mund und vor dem Heurigen herrscht unerträgliche Ruhe vor dem Sturm. Das Es, das Ich aber Du verkeilen sich im Rachen. Ruhe bewahren, da fährt ein Blitz an mir vorbei. Solange du nicht vom Blitz getroffen wurdest, bist du kein echter Bauer. Die Autobahn scheint wieder frei zu sein und die Kreissegen zirpen wieder, teilen die Welt in arm und reich. Engerlinge in teuren SUVs, fressen die Wurzeln der Saat. Alte Menschen sollten Philosophen sein, mit dem Zug fahren, keine Materialisten mit Statussymbolen.
Aber noch bin ich jung, trage immer ein kleines weißes Gehirn in der Hosentasche. Das beruhigt mich. Auch ein Müller muss schließlich einen Hahn und eine Katze halten, um pünktlich aufzustehen und der Mäuse Herr zu werden. Ich halte mir eine Drahtkugel im Rachen damit ich der Realität Frau werde. Im Trend sind heuer aber Ketten im Bauch. Folgende drei Fehler solltest du deshalb nicht während eines Vorstellungsgesprächs unterlassen.
Wenn zu mir jemand in die Praxis kommt, sich bewerben möchte, weis ich sofort, es ist ein Wastl im Anzug, ein Schnösel der sich für eine Zahl hält. Ich rieche ein schlechtes Konzept in Markenkleidung auf den ersten Blick. Nein, dir kaufe ich ganz bestimmt keine Lebensversicherung ab. Natürlich ist die Tod sicher. Manchmal kann man sich täuschen. Und abends weint Herr Zahl im Suff. Ich setze auf die Wahrheit, auf das letzte Wort. Geduld. Es hat aufgehört zu regnen, das Gewitter ist einen Satz weit entfernt. Verzogen.
Ich werfe den Stein von mir, er bleibt ungereimt an meiner eigenen Hand kleben.
Auch die Pusteblume nutz die gunst der Stunde. Der Luftstrom, der alle Lust durcheinander wirbelt, kommt ihr gerade Recht. Sie lässt ihren winzigen Samen los, der sich zart zitternd in das Donnernde Chaos mischt, um es zu verwandeln.
Ja. Auch ich treibe in diesem Chaos umher. Bin eingebildet, aber nicht stolz Händler und Sammler zu sein. Schlimmer ist nur noch der unrasierte Grausverstand. Trage den Unrat der Welt zusammen.
Bin nicht stolz, mir einen gemeinen Wert einzubilden. Ein Messi wie René Benko, Dietrich Mateschitz, Mayr-Melnhof und all die anderen, die nichtig sind für diese Geschichte. Früher oder später fällt jede Einbildung in ihr Wesen zusammen. Ja. Ich bin eingebildet in dieser verwesenden RetailZelle des Handels.
Nein, es gibt Hoffnung diesem glasierten Laster zu entkommen. Schlimmer als die Einbildung ist nur noch der Schein, diese weiße Schokolade mit trüben Fenstern.
„Die Krammetsvögel werden gerupft, die Haut vom Kopf gezogen, gesengt, der Darm durch die Afteröffnung entfernt. Dann wäscht man die Vögel, sticht die Augen aus, schlägt die Krallen von den Füßen, biegt den Kopf über die Brust und steckt die Füße über Kreuz durch die Augenhöhlen. Die Vögel werden mit Salz und einigen gestoßenen Wacholderbeeren eingerieben. Hierauf macht man Butter in einer Pfanne hellbraun, etwa ½ Eßlöffel für eine Drossel, und bratet die Vögel unter öffteren Umwenden etwa in einer halben Stunde gar. Zur Sauce gießt man etwas Wasser hinzu. Die Vögel werden nicht ausgenommen. Man kann die Krammetsvögel auf gerösteten Semmelnscheiben anrichten und Sauerkohl dazu geben.“
Kochbuch der ostpreußischen Haushaltschule
Die Sirenen heulten. Seine Blicke durchstreiften den Nebel der Worte, der ihn wie Jahrtausend alte Melancholie umgab. Er habe zu viel gesehen, sagte er. Es helfe nichts, sich an den Augenblick zu binden, auch als Flüchtender erhole man sich nicht von der Nähe der Wahrheit. Er finde kaum Schlaf mehr, weil die Welt sich so enttäuschend ausnahm, sobald man erkannte, wie dünn ihr Gewebe war, wie grob gestrickt die Illusion, wie laienhaft vernäht ihr Vordergrund.
Augenblicke aus dem Roman Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann
Hoffnung und Schmalz sind noch nicht verloren.
Zwei Krieg bitte und als Nachspeise eine Ukrainerin in seltener Erde. So steht es da auf der Speisekarte. Gerne, kommt sofort der Herr. Für den Schlag muss ich aber der Dame einen bitteren Preis verrechnen. Was bilden Sie sich ein, in welchem Bunker haben Sie Ihren Führerschein gemacht? Ich bin entrüstet, der ist doch total betroffen. Greife nach möglichen Worten und in meiner Hosentasche nach Lithium. Wir waren doch schon bei den Abrüstungsgesprächen. Am Pazifik, bei den Salzburger Festspielen. Mit dem Trumpf aus Reinmetall. Grüßen Sie mir den Haubitzenkoch. Es war doch schon so gemütlich auf der Erde, als die Neger noch Lokalverbot hatten und die Veteranen noch zur Kirche gingen. Krieg ich jetzt mein Krügel? Und nehmen Sie gleich die Rechnung mit. Gerne, Ich werde die Kosten schon involvieren. Der Zapfhahn ist vergiftet, ich spüre es am Rückschalg, das Fleisch noch roh. In den letzten Jahren? Wie bitte? Wann war es jemals weichgekocht? Am Lilienporzellan kleben noch die überkreuzten Beine der Großmutter. Ich nehme noch ein Korn zum Vertrauen. Der Wolf belebt die Ratten. Rechne mal nach dein Schatz. Zur Sicherheit, da kann doch mein nicht stimmen. Das haben wir doch nicht hergestellt. Komm wir gehen ohne zu salzen. Das merkelt sich hier doch keiner. Ich brauch jetzt Urlaub auf dem friedlichen Sülz. Der Tag fährt Straßenbahn, die Nacht auf der Jacht.
Parfum der Zeit
Trage die Sorge durch den Raum, so wie jemand anderer zum Beispiel Angst verspürt, bei dem Gedanken daran, sie könnte lebendig begraben werden, ich könnte kurz vor meinem Tod, wenn Tag und Nacht nicht mehr mein Urteilsvermögen blinden, meine Lebenszeit als einen einzigen Wimpernschlag empfinden.
Habe mir immer schon schwer getan die Dauer der vergangenen Zeit, eigentlich der Zeit überhaupt, als etwas Ausgedehntes wahrzunehmen. Schon eher als Verdichtetes. Die Ewigkeit kürzer als ein Augenzwinkern. Dass es sich kaum ausgeht einen Satz, einen Gedanken auszusprechen, eine Frage zu stellen. Wie oft bin ich zu den Schafen gegangen? Wie oft in deinen Armen gehangen? Es war keinmal oder zweimal?
Mit welchem Sinn nehme ich die Zeit überhaupt wahr? Ist die gemeinte, im Raum, ist sie gekrümmt oder gerade, eine Lücke, ein Kreis, ein Punkt, eine entfremdete Anschauung?
Wer gelernt hat mit sich selber zu sprechen, braucht keine Angst mehr zu haben vor euren Sprachfetzen. Ihr denkt doch nicht wirklich, dass ich euren Dialekt nicht verstehe? Mein Tinnitus erscheint mir interessanter. Aber ich frage mich ob ihr meiner Dialektik folgen könnt.
Vieles habe ich schon gelernt in meinem Selbstgespräch. Zum Beispiel, dass ich mich weniger vor dem offensichtlich bösen fürchten muss, als vor der scheinbar korrekten Schlangenhaut in mir.
Gedanken eines Taugenichts
Manche Menschen und ihre Fähigkeiten lassen Neid in mir aufsteigen. Wer bewundert sie nicht die Sprachvergolder, die Restauratoren von Notre–Dame, die Imker die ein ganzes Bienenvolk auf ihrem Körper landen lassen. Musikalische Felswandkletterer, Poetische Seiltänzer, Rot Kreuz Mittarbeiter die Obdachlose pflegen, kühne Feuerschlucker, Hütchenspieler, Imperium Bauer, Privatmuseum Betreiber, Freigeister, Weltausstellungskuratoren, Bühnenstars, die einfach Zufriedenen, mutige Tierschützer, brillante Köpfe die in 14 Sprachen nicht über sich, sondern über das Allgemeine sprechen.
Hässlicher Neid. Wie Wasserdampf steigt er hoch von ganz unten, wo er anfängt zu brodeln, bis in den Bauch, brennt und drückt in den Nächten. Man gewöhnt sich daran, wird schleichend krank, bleibt ein geistloser Fliesbandesel.
Wer von uns Mittelmäßigen schaut nicht bewundernd zu ihnen herauf zu den die keinen Alkohol brauchen, keine Drogen, weil sie sich mit Pinsel und Farbe durch Raum und Zeit rauschen, mit Sprachlianen Urwälder umranken, ihrer Ausdauer das Sonnensystem durchqueren, ihrer Schauspielkunst, ihrer Mimik die Zuschauer in faltige Welten entführen.
Wir, die Mittelmäßigen, die immer nur angestrengt hinter her schnaufen hinter unseren Idealen, wir ziehen unseren fettigen Hut vor euch, denken uns, vielleicht ist unsere Zeit noch nicht gekommen, während sie natürlich schon längst verflossen ist. Solche Talente werden in der Kindheit begründet, später ist jeder Schweißtropfen vergebens mein Freund. Du kannst 70 Jahre schuften, du bleibst ein Knecht des Mittelmaßes mit ruiniertem Bewegungsapparat. Schulterst Ziegelsteine kreuz und quer durchs Land, rührst Mörtel mit Hoffnung an und baust Gerüste aus Träumen. Kaufst mit 79 noch trügerische Rubbellose, liest Zeitungsanzeigen von Dr. Böhm, bäckst Spekulatius und vergisst das Kardamon.
Wir Keuchenden zahlen dafür, dass wir denken, dass wir wahrgenommen werden, sie aber bekommen bezahlt wenn wir sie wahrnehmen dürfen.
Sie werden verwöhnt in Weinkellern und Haubenrestaurants, wir Aufgeblähten schlingen Industrieabfall, haben nicht einmal Zeit richtig zu kauen.
Währen dessen wir eine Höhle für unseren Hamster bauen, haben Sie den Brenner Basis Tunnel errichtet.
Sie tauschen sich akademisch fachlich aus in Diskussionen, unsereiner reden ein Leben lang in schwachsinnigen schwammigen Floskeln.
Jene schenken der Welt neues, wir malen nach Zahlen.
Sie machen Yoga in Sant Moriz, ich verneige mich und stolpere dabei über den Bordstein in Sankt Pölten. Ich bin ein professioneller Taugenichts, nicht einmal ein richtig Legastiniker.
Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Ich kann nichts. Höchstens ein paar bescheidene Techniken wie Zehn Finger Schreiben. Nicht einen Satz kann ich singen, selbst beim Lesen stolpere ich ständig über herumliegende Wörter. Zuhören, Feuer entfachen in einem Gespräch? Höchstens im Selbstgespräch. Vielleicht Schmieden, Schnitzen, Honig machen, Modellieren, Mahlen oder zumindest Autos oder Rasenmäher reparieren. Nichts von all dem habe ich wirklich jemals beherrscht, nicht einmal naiv. Bin ich rücksichtsvoll, empathisch, habe ein gutes Gedächtnis, wirke sympathisch? Ein gutes Herz, viele Freunde? Ich habe keine Ausbildung und kein Talent. Kann mich eigentlich immer nur so über Wasser halten. Auch wenn Sie es nicht glauben und vielleicht denken, dass ich das nur schreibe um Sie zu unterhalten. Es ist die traurige Wahrheit. Ich stecke mit 44 noch immer in einem Schwimmreifen und bin immer kurz vor dem Untergehen.
Natürlich könnte der Krammetsvogel sich hier und jetzt die Beine vertreten In prächtiger kulisse am wilden fluß. Weil wir Tierlieb sind, ist auch unser Hund mit dabei. Die Fahrt mit dem Auto war lang und anstrengend. Also keine Zeit verstreuen. Los gehts mit Yoga, danach einen Baum umarmen und ein paar Steine aufeinander schlichten. für den kreislauf eine Wanderung in schicken Wanderschuhen und multifunktionsbekleidung aus china, durch die unberührte alpenschlucht. Murmeltiere haben wir keine gesehen dafür viele tschechische Wanderer. Die haben keine Berge, nur 3-D Drucker und wir haben kein meer.
Am Abend im Wellnesshotel essen wir dann FittnessSalat mit Hühnchenbrust, schauen, im taurin getränktem Servus TV, das letzte noch lebende Auerhuhn an, geben Greta ein Like, beim frühstück gibt es lachs aus heimischem gewässer und der Hund bekommt eine nachhaltige portion Dosenfutter.
Alles ist so stimmig.
Work-Live Balance.
Hier und jetzt an diesem Ort.
Ich fange an mich zu entspannen, denke mir,
Irgendwann muss ich hier fort.
Es herrscht Waldbrandgefahr, die Angst vor dem Funken der Worte. Sie haben Platz genommen, die Gemütlichen, die Unentspannten sowie alle dazwischen. Alle alleine, neben ihrem Abdruck der Karaokebar.
Rauchzeichen nach Indien sendend, kaut eine Chinesin schmatzend und füßezitternd ihren Kaugummi. Daneben ihr Mann, streckt sich, wirft ständig den Kopf weit in den Nacken, als wäre der Nacken sein Kopf. Wenn wir von den Affen abstammen, sind die Paviane die Vorfahren der Chinesen. Eine Horde liebenswürdiger, gieriger Paviane, von einem Pinguin zur Welt gebracht, immer einen Haufen Litschis in den Hosentaschen. Als würde ihnen eine große Reise kurz bevorstehen, fließt durch ihren Körper wenig Ruhe, viel Erwartung. Fruchtbar lastet die Zukunft, lastet furchtbar auf ihnen.
Ich frage mich, wie wir auf sie wirken? Wie aus halbtrockenem Holz geschnitzte Statuen? Vom Holzwurm bewohnt, schwierig mit dem Tierreich zu vergleichen. Eher wie Hülsenfrüchte oder Nüsse. Ja, wir Europäer sind Erdnüsse, Oliven in einem Einmachglas aus Vergangenheit. Fruchtbar lastet sie, lastet furchtbar auf uns.
Ein in sich verhüllter, arabischer Wolf zieht vorüber. Ernsthaft, karg. Ein Stein mit flüssigem Kern aus Magmamusik. Fühlt sich nur wohl in seiner Sippe, spuckt gekonnt Sonnenkörner auf den Boden. Not friend, brother, meraba. Verschwindet rasch wieder im halbdunklen Raum. Der Wölfe Schlüssel ist das Lächeln nicht, denn furchtbar lastet der kalte Morgentau.
Jeder hat seine seltsame, mehr oder weniger künstlich ernste Rolle. Der Zoodirektor, ein Amerikaner, eine Rolle ist ihm abgebrochen, der Futterkarren entgleitet ihm bergauf. Entgleitet uns allen zwischen den Gitterstäben, den viel zu feigen Wortlücken, den viel zu schlanken Fantasien.
Wohin die Rolle noch liefern, fragt sich ein Inder hinter mir in Bollywood, wenn die Zoobesucher kein Futter, keine Fotoapparate mehr mitbringen, der Direktor im Morgenmantel, mit Einwegpantoffeln bekleidet, die wilden Begierden zu zähmen, nicht mehr in der Waage ist? Unaufälling, schnappt er mit einem Auge nach den Rauchzeichen.
In entspanntem Spanisch hörst du das Knarren des Holzwurms. Unerwartet greift er sich eine süße, sonnenwarme Litschi. Der Pavian ist beim Check-In beschäftigt. Der Spanier weis es. Er ist ein gemütlicher Raucher, spielt sich hochbegabt mit Knetmasse, die er seiner maskierten Gitarre entnimmt.
Es geling mir eine Hand durch die Gitterstäbe zu stecken. Der Spanier reicht mir eine Zigarette: „But I don’t know the Quality, because somebody give me in here.“ Leichter Schwindel stellt sich ein, denn man kann sich immer täuschen. Wir sind alle Alles dazwischen.
Trotz wildem Flattern dem Netz nicht entkommen. Also wird er als das betrachtet was er zu sein scheint. Ein Falter mit bunten Flügeln. Kein Sturm, keine Libelle.
Der Grundstein beilb im Grunde liegen.